„Wir schenken der Welt ein menschliches Gesicht!“

Kolping organisiert Koch-Show für Realschüler in Gerolzhofen

14.03.2017
Schüler der Offenen Ganztagsschule schnupperten mit Christian Hippler (2. von rechts) und seinem Azubi Maximilian Besler (rechts) in die Welt der Gastronomie hinein.

Ganz leicht ist es oft nicht, Jugendliche dazu zu bringen, sich auf etwas Gesundes einzulassen. Sie haben sich an den Geschmack von Junkfood aus dem Schnellrestaurant, Tüten- und Dosennahrung gewöhnt. Wie viel leckerer etwas Selbstgekochtes aus guten Zutaten ist, erfuhren Schüler der Ludwig-Derleth-Realschule in Gerolzhofen von Koch Christian Hippler aus Bad Kissingen. Hippler kreierte eine Bolognese, die nach einhelliger Meinung einfach „saugut“ schmeckte.

Sonja Messerschmitt vom Kolping-Bildungszentrum Schweinfurt, Leiterin der Offenen Ganztagsschule (OGS) in Gerolzhofen, hatte das Kochevent in der Schulküche organisiert. Sie lud Christian Hippler ein, den Schülern einmal zu zeigen, was in eine richtig gute Bolognese gehört. „Karotten und Sellerie, Tomaten und gemischtes Hackfleisch vom Metzger“, listet der Koch auf. Für das Tüpfelchen auf dem I, dafür sogen Rosmarin, Oregano, Basilikum und Thymian.

Natürlich durften die Jugendlichen mithelfen, das kulinarische Werk zu kreieren. Rührend passten sie auf, dass nichts im Topf anbrennt. Außerdem rieben sie den Parmesankäse, den Hippler am Stück mitgebracht hatte.

Gemeinsam wurden am Ende vier Gerichte getestet: Spaghetti aus der Dose, Nudeln aus der Tüte, Nudeln aus dem Becher, der mit heißem Wasser aufgefüllt wurde, und schließlich die duftende Soße aus dem Kochtopf des Bad Kissinger Küchenprofis. „Iiii, das schmeckt ja wie Katzenfutter“, meinte eine Schülerin, als sie vom Dosengericht kostete. „Die selbstgemachte Bolognese schmeckt wesentlich intensiver“, konstatierte ein anderes Mädchen. Die Dosenspaghetti mochte fast niemand. „Das einzige, was halbwegs geht, sind die Nudel aus der Tüte“, stellte Hippler fest.

Erstaunlich war es für die Jugendlichen, zu erleben, dass es nicht viel mehr Zeit und Aufwand bedeutet und auch nicht teurer ist, mit guten Zutaten zu kochen. Wobei es noch in vielen Familien in und um Gerolzhofen normal ist, dass einmal am Tag etwas Selbstgekochtes auf den Tisch kommt. Luca hat sogar einen Vater, der Koch ist. Der Zehnjährige ist deshalb selbst schon ein kleiner Topfkünstler. Luca kann zwar noch kein Gericht ganz und gar alleine kochen, hilft daheim aber oft in der Küche mit. Gut kann er sich vorstellen, selbst einmal Koch zu werden.

Im Anschluss an die Kochshow informierten Christian Hippler und sein Azubi Maximilian Besler über die Berufe des Kochs und des Restaurantfachmanns. Die Nachmittagsschüler erfuhren, dass der Kochberuf die Tür zur Welt öffnen kann. Hippler, der in Bad Kissingen ein beliebtes Weinlokal betreibt, war, bevor er sich niedergelassen hat, in vielen Ländern als Koch unterwegs: „Zum Beispiel in der Schweiz, in England und Belgien.“ Hipplers Frau arbeitete drei Jahre lang auf einem großen Schiff mit 150 Kochkollegen: „Da sah sie die ganze Welt.“

Spannend ist es auch, in einem Restaurant zu arbeiten, berichtete Maximilian Besler, Auszubildender im zweiten Lehrjahr. Besler lernt nicht nur, wie man gleich mehrere Teller auf einmal an den Tisch des Gastes bringt, wie man Tische schön eindeckt und in welcher Reihenfolge Messer, Gabel und Löffel zu liegen haben. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, Gäste zu beraten. „Können Sie mir etwas empfehlen?“, ist eine Frage, die Besler immer wieder hört. Dann fragt er beim Gast nach, ob dem der Sinn prinzipiell eher nach Fisch oder nach Fleisch steht. Daraufhin schlägt er ihm eine der hauseigenen Spezialitäten vor.

Wer heute einen gastronomischen Beruf ergreift, hat allerbeste Chancen, einen guten Job zu ergattern, erfuhren die OGS-Schüler. Vor allem Köche sind inzwischen sehr begehrte Fachkräfte. Was daran liegt, dass die Zahl der Auszubildenden in den vergangenen Jahren dramatisch schrumpfte. 2006 gab es in ganz Deutschland noch fast 43.000 Kochausbildungsverträge. Inzwischen sind es nicht viel mehr als 20.000.

Bei Jugendlichen gilt der Beruf als nicht allzu attraktiv, weil er seine Schattenseiten hat. Köche arbeiten oft dann, wenn andere Menschen Freizeit haben, sie sind am Sonntag, an Weihnachten, Ostern und an Silvester im Einsatz. „Doch dafür können wir auch ins Schwimmbad gehen, wenn es leer ist“, argumentiert Hippler. Auch sein Azubi Maximilian Besler kann sich mit seinen Arbeitszeiten gut arrangieren: „An meinen beiden freien Tage kann ich dann zum Einkaufen gehen, wenn die Stadt nicht überfüllt ist.“

Am Ende des Nachmittags hatten die Jugendlichen auf sehr unterhaltsame Weise eine Menge Neues gelernt. Zum Beispiel, wie viele chemische Zusätze in Fertigprodukten sind. Und wie leicht es im Grunde ist, mit guten Zutaten selbst etwas zu fabrizieren.

 

 

 

Maria Kraft

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